Was ist das Fatigue-Syndrom?

Extreme, anhaltende Abgeschlagenheit, die nicht in Zusammenhang mit einer vorangegangenen körperlichen und geistigen Belastung steht, wird in der Fachsprache als Fatigue-Syndrom bezeichnet. Der Begriff Fatigue (gesprochen: Fatieg) stammt von dem lateinischen Wort fatigatio ab und bedeutet Ermüdung. Erfahren Sie jetzt mehr, was hinter dem Fatigue-Syndrom steckt.

 

Fatigue-Syndrom kommt häufig im Zusammenhang mit anderen Krankheiten vor

Das Fatigue-Syndrom kommt häufig in Zusammenhang mit Krebs oder chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Rheuma, Parkinson und Long-Covid vor. Schätzungen zufolge sind etwa 60 bis 90 Prozent der Krebs-Patienten während der Tumor-Therapie, drei Drittel der Menschen, die eine entzündliche rheumatische Erkrankung haben und über 90 Prozent der Long-Covid-Erkrankten von dieser massiven Form der Erschöpfung betroffen.

 

Lähmende Müdigkeit

Menschen mit Fatigue-Syndrom haben keine Energie für den Start in den Tag, fühlen sich nach Alltagstätigkeiten abgeschlagen und finden auch im Schlaf keine Erholung. Christiane Solbach, die seit vielen Jahren am Fatigue-Syndrom leidet und sich bei der Rheuma-Liga als ehrenamtliche Beraterin engagiert, vergleicht ihre Erschöpfung oft mit Fesseln, die sich um ihren Körper legen und sie komplett lähmen. „Dann schaffe ich es nicht, einen Tee zu kochen oder unter die Dusche zu gehen. Wer das noch nie selbst erlebt hat, kann es sich nicht vorstellen“, so Solbach.

 

Das kann dahinterstecken

Bei andauernder Müdigkeit sollten Sie unbedingt Ihren Hausarzt kontaktieren. Manchmal – aber nicht immer – gibt es konkrete Auslöser für die bleierne Erschöpfung. So können beispielsweise Vitamin- oder Eisenmangel, Hormonstörungen, Herzschwäche oder Nierenerkrankungen dafür verantwortlich sein. Bei Krebserkrankungen gilt unter anderem das schnelle Wachstum der Tumorzellen und ihr damit verbundener hoher Energieverbrauch als ein möglicher Grund für chronische Erschöpfung.

 

In den meisten Fällen entsteht eine dauerhafte Fatigue jedoch aufgrund mehrerer Ursachen, die sich gegenseitig verstärken. Hierbei spielen körperliche, seelische und soziale Umstände eine große Rolle. Warum manche Menschen an Fatigue leiden und andere nicht, ist bislang nicht vollständig geklärt.

 

So lässt sich die Erschöpfung lindern

Leider gibt es keine Medikamente, die das Fatigue-Syndrom direkt bekämpfen können. Eine medikamentöse Therapie kommt also nur infrage, wenn die Ursprungserkrankung sowohl bekannt als auch behandelbar ist. In diesen Fällen kehrt die alte Energie oft recht schnell zurück. Häufig ist die chronische Erschöpfung aber ausgesprochen vielschichtig bedingt, sodass es auch einen komplexen Behandlungsansatz braucht. Wichtig: Es gibt keine einheitliche Therapie. Was dem einen hilft, funktioniert bei der anderen möglicherweise überhaupt nicht.

Fakt ist jedoch, dass eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen, wie beispielsweise körperliche Aktivität, Psychotherapie, Yoga, autogenes Training, Meditation, Ernährungsberatung und gegebenenfalls Medikamenten gute Erfolge erzielen kann.

 

Das erleichtert den Alltag

Menschen mit andauernder Erschöpfung sollten sich nicht nur ihrem Hausarzt anvertrauen, sondern auch ihrem Umfeld. Denn Kollegen, Freunde und Familie können nur unterstützen und Verständnis aufbringen, wenn sie von den Beschwerden wissen. Ein Hobby, das zuhause ausgeübt werden kann und wenig körperlich belastend ist (z.B. Malen, Lesen, Basteln) kann helfen, positiv zu bleiben. Hilfe und Unterstützung finden Betroffene und Ihre Angehörigen auch im Internet unter www.deutsche-fatigue-gesellschaft.de oder www.rheuma-liga.de/fatigue

 

Bildquelle: ©lassedesignen/stock.adobe.com

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